Digitale Souveränität bedeutet die Autorität und Kontrolle von Individuen über ihre Präsenz und Darstellung in der digitalen Welt (Cyberspace).
Die Definition von digitaler Souveränität ist schwierig aufgrund vieler Variationen, die man dazu findet. Für die vorliegende kurze Diskussion haben wir sowohl nach digitaler Souveränität, als auch nach Datensouveränität gesucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Interpretationen der Begriffe im Englischen und Deutschen unterschiedlich gewichtet sind (siehe dazu auch die korrespondierende englischsprachige Seite Digital Sovereignty - What is it?). Für vorliegenden Artikel ist wichtig, dass im Deutschen sowohl eine staatliche als auch eine individualistische Sicht auf den Begriff Souveränität existiert, wobei die Betonung auf die individualistische Sicht zu überwiegen scheint.
Unter dem Begriff Souveränität (französisch souveraineté, aus mittellateinisch superanus, „darüber befindlich, überlegen“) versteht man in der Rechtswissenschaft die Fähigkeit einer natürlichen oder juristischen Person zu ausschließlicher rechtlicher Selbstbestimmung. Diese Selbstbestimmungsfähigkeit wird durch Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des Rechtssubjektes gekennzeichnet und grenzt sich so vom Zustand der Fremdbestimmung ab. In der Politikwissenschaft versteht man darunter die Eigenschaft einer Institution, innerhalb eines politischen Ordnungsrahmens einziger Ausgangspunkt der gesamten Staatsgewalt zu sein.(Seite: Souveränität. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Dezember 2015 um 13:42 Uhr. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Souveränität (Abgerufen: 5. Januar 2016, 11:01 UTC).)
Ein paar Beispielergebnisse bei der Suche nach Datensouveränität und digitaler Souveränität:
- In der deutschen Ausgabe von Wikipedia wurde nur ein Artikel gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Datenbrief; "erlernen von Datensouveränität"; Seite „Datenbrief“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Dezember 2015, 16:10 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datenbrief&oldid=149210697 (Abgerufen: 4. Januar 2016, 15:14 UTC);).
- Fujitsus Konzept für »Digitale Souveränität« setzt auf eine Software-basierte Architektur für die Kapselung von Anwendungen. Diese ermöglicht eine hochsichere Abschottung schutzbedürftiger Programme und Inhalte von der übrigen IT-Infrastruktur und somit sichere Anwendungen und sichere Datenübertragung selbst in einer an sich unsicheren IT-Umgebung. (In: http://www.cebit.de/product/digitale-souveraenitaet/595471/W190331, abgerufen 2016-01-05, 11:40 UTC).
- Digitale Souveränität - Relative Sicherheit und reale Wertschöpfung; Prof. Neugebauer auf der FAZ-Konferenz Sichere Industriegesellschaft; Berlin, 2015-03-04; (von: http://www.faz-forum.com/industriegesellschaft2015/150304_FAF_Neugebauer_Fraunhofer.pdf; abgerufen 2016-01-06, 11:50 UTC)
- "Wir müssen in Richtung Datensouveränität gehen", erläuterte Gabriel. Es sei wichtig, einen "selbstbestimmten Umgang" mit persönlichen Informationen zu erlernen. Derzeit fehle es auch im Entwurf für die europäische Datenschutz-Grundverordnung "an Anreizen für Anonymisierung und Pseudonymisierung". Diese seien wichtig für "intelligente Dienste", sodass sich die Bundesregierung hier noch in Brüssel für Korrekturen einsetzen wolle. Wirtschaftsminister Gabriel, 9. Nationaler IT-Gipfel, 2015-11-19, Berlin; In: http://www.heise.de/newsticker/meldung/IT-Gipfel-Gabriel-plaediert-fuer-Datensouveraenitaet-statt-Datenschutz-2966141.html, abgerufen 2016-01-05, 12:08 UTC)
Basierend auf der eher individualistischen, die Rechte und Pflichten von Einzelnen betonenden Sicht, bedeutet digitale Souveränität die Autorität und die Kontrolle von Individuen über ihre Präsenz und Darstellung in der digitalen Welt (der Begriff digitale Welt soll in einem späteren Beitrag diskutiert werden). Jede digitale Information in Form von Daten in der digitalen Welt, die sich auf Individuen beziehen oder aus der individuelle Informationen abgeleitet werden können, müssen deshalb unter Kontrolle dieser Individuen stehen. Möglicherweise wird die Kontrolle und ihre Ausübung auf Dritte übertragen, die anstelle des Individuums handeln. Diese Dritten müssen jedoch klaren Regeln folgen, die gesetzlich festgeschrieben sind und von einer unabhängigen Instanz durchgesetzt werden. Es ist nicht überraschend, dass wir die gleichen fundamentalen Regelungen für die digitale Welt und die Rechte und Pflichten der dort agierenden digitalen Souveräne vorschlagen, wie wir sie auch in gelebten Demokratien vorfinden. Der zugehörige Begriff Datensouveränität ergibt sich aus der digitalen Souveränität, als er die Souveränität des digitalen Souveräns (Individuum) über die Präsenz und Repräsentation der ihm zugeordneten Daten in der digitalen Welt beschreibt.