Die nächste erfolgreiche Welle von App(likationen) und Internetdiensten wird erst durch Datenschutz erfolgreich!
Die Suche nach Killerdiensten
Der Kampf um Kunden und Marktanteile in der digitalen Wirtschaft ist hart. Der Vorteil des First Mover scheint wegen der einfachen Internationalisierung der Dienste besonders wichtig zu sein. Herausragende Beispiele dafür sind Google, Amazon und Facebook. Im Kampf um den ersten Platz am Markt sind oft diejenigen erfolgreich, die die meiste und am einfachsten handhabbare Funktionalität bieten. Andere Aspekte wie zum Beispiel Sicherheit, Datenschutz, Digitale Souveränität treten in den Hintergrund. Sie werden im besten Fall als irrelevant, im schlechtesten Fall als schädlich und „geschäftsverhindernd“ eingeordnet.
Viele der angebotenen Funktionen sind nützlich für den täglichen Einsatz, ob im Büro oder zuhause oder unterwegs und sprechen den Spieltrieb an. Das erklärt auch den enormen Erfolg vieler Smartphone-Apps. Aber warum geben sich so viele Nutzer mit der zweitbesten Lösung zufrieden? Kennen oder finden sie nicht die besten Lösungen? Gibt es nur die zweitbesten? Oder sind die Benutzer schlichtweg uninteressiert?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, gute Funktionalität gepaart mit Datensouveränität zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen. Die Suche nach geeigneten Apps für mein Mobiltelefon gestaltet sich jedes Mal als schwierig und zeitaufwändig (wenn überhaupt möglich). So kenne ich bisher keinen Appstore, der mich nach Funktion und maximaler Datensicherheit suchen lässt. Erst im „Kleingedruckten“ findet man grobe Aussagen zu den Datenzugriffen. Über die Weitergabe von Informationen an Drittnutzer (z.B. Werbevermarkter) werden keine Aussagen gemacht. Auch kenne ich bisher keine Untersuchungen zum Wert der meiner Daten, z.B. für eine Suchmaschine!
Das Potential für sichere Dienste ist riesig!
Liegt hier nicht ein Markt- und Differenzierungspotential für neue Anbieter? Und was ist mit dem Regulator? Oder mit den Verbraucherschutzorganisationen? Und natürlich sind die Benutzer gefragt!
- Alle neuen Dienste sollten sowohl die Benutzer als auch ihre Datenschutzanforderungen als Referenzpunkte haben. Sicherheitsqualitäten (eigenschaften) sind Teil der Produktbeschreibung wie im Elektroladen die Energieklasse bei jedem Elektrogerät angegeben und als Differenzierung genutzt wird. Wichtige Eigenschaften könnten sein: Art der Verschlüsselung; ob Daten weitergegeben werden - an wen, in welcher Form; ob Daten gespeichert werden – welche und ob anonymisiert; usw.
- Warum sollte nicht der Markt entscheiden und warum braucht man ein Regulativ? Auch hier sollen wieder Elektrogeräte als Beispiel dienen: Auf europäischer Ebene wurden Energieklassen definiert, um die Energiesparziele der EU zu unterstützen. Der Datenschutz hat für jeden EU-Bürger einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Erhaltung der Umwelt oder der wirtschaftliche Erfolg – ohne Datenschutz sind die EU-Bürger einem Wildwestverhalten der Dienstanbieter ausgeliefert.
- Erst durch Organisierung der Verbraucher und Verbraucheranforderungen sind diese politisch als auch technisch durchsetzbar. Hier könnten sowohl Open Source Initiativen wie die Mozilla-Foundation eine wichtige Rolle spielen, als auch die heute bereits etablierten Verbraucherschutzorganisationen. Bündelung der Forderungen, Durchsetzung von Regularien gegenüber Firmen sind wichtige Funktionen, die heute bez. der Informationstechnik als nicht existent bezeichnet werden müssen (von einigen sehr aktiven Datenschutzämtern abgesehen).
- Schließlich und endlich sind natürlich die Benutzer von neuen Diensten – die Verbraucher – gefragt. Nur wenn sie die Angebote von Datenschutzorganisationen oder anderen Vertretern ihrer Dateninteressen verstehen, annehmen und unterstützen, kann der Datenschutz eine ähnliche wichtige Rolle spielen wie der heute bereits etablierte Verbraucherschutz. Aber Achtung: Verbraucherschutz und Datenschutz sind keine Selbstläufer und benötigen die kontinuierliche Unterstützung der Verbraucher, z. B. bei nächsten Wahl!
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